SPAC oder SPACs sind in diesem Jahr so beliebt wie nie zuvor. Obwohl es diese Art des Börsengangs bereits seit vielen Jahren gibt, so haben SPACs insbesondere im Jahr 2020 eine Art Renaissance erlebt. Vielen Anlegern dürften SPACs oder SPAC Aktien jedoch gar nichts sagen. Dabei bieten SPACs eine gute Möglichkeit frühzeitig vom nächsten großen Durchbruch zu profitieren. Allerdings gibt es auch Risiken.
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Ein SPAC (special porpose acquisition company) ist zunächst ein inhaltsloses Unternehmen. Experten sprechen hier von einer inhaltslosen Mantelgesellschaft ohne operatives Geschäft. Der Sinn und Zweck eines SPACs besteht zunächst darin über die Börse Geld von Anlegern einzusammeln.
Mit dem Kapital soll im nächsten Schritt ein nicht börsennotiertes Unternehmen erworben werden. Der dritte Schritt ist dann die formale Verschmelzung von SPAC mit dem gekauften Unternehmen. Zum Schluss wird der SPAC in die erworbene Firma umbenannt. Der Anleger hat nun Aktien des vom SPAC gekauften Unternehmens.
- Ein SPAC geht an die Börse und sammelt dort Kapital ein
- Mit diesem Kapital wird ein nicht börsennotiertes Unternehmen gekauft
- Es erfolgt eine Verschmelzung zwischen SPAC und dem Unternehmen sowie eine Umbenennung in die erworbene Firma
- Der Anleger besitzt nun Aktien des durch den SPAC erworbenen Unternehmens
Das erworbene Unternehmen kann damit deutlich einfacher eine Börsennotierung erreichen als über ein klassisches IPO. Das ist der wesentliche Gedanke dahinter.
Beim Einsammeln des Kapitals muss nicht zwangsläufig feststehen, welches Unternehmen erworben werden soll. Im Gegenteil, häufig beginnt die Suche erst danach. Daher wird ein SPAC auch als “Blankoscheck” bezeichnet.
Wie läuft die Gründung einer SPAC ab?
Bildquelle: nasdaq.com
Zunächst wird ein SPAC mit dem Ziel gegründet, ein Unternehmen zu erwerben, welches noch nicht an einer Börse notiert ist. Dabei wird auch ein zeitlicher sowie inhaltlicher Rahmen festgelegt, in dem das geschehen soll.
In vielen Fällen hat der SPAC zwei Jahre Zeit, ein geeignetes Unternehmen zu finden. Zudem sind Parameter festgelegt, wie zum Beispiel in welcher Branche das Unternehmen tätig sein muss. Allerdings ist der Rahmen eher sehr grob als detailliert.
Das Management, welches die Akquisitions-Firma leitet, wird auch als Sponsor bezeichnet. Im besten Fall ist es selbst mit einem nicht unwesentlichen Betrag am SPAC beteiligt.
Der SPAC geht selbst an die Börse und sammelt Kapital von Anlegern ein. Da es kein operatives Geschäft gibt, wird das Geld zunächst auf einem Treuhandkonto verwahrt. Dort wird es so lange zum risikolosen Marktzins angelegt (in der Regel kurz laufende US-Staatsanleihen), bis ein geeignetes Übernahmeobjekt gefunden worden ist.
SPAC Aktien werden dabei häufig in einer Stückelung von 10 US-Dollar (in den USA) bzw. 10 Euro (in Europa) herausgegeben, selten eine andere Stückelung.
Wenn das Management ein geeignetes Unternehmen gefunden hat, welches es übernehmen möchte, so wird eine Hauptversammlung anberaumt, auf der die Aktionäre abstimmen, ob der SPAC das Unternehmen kauft bzw. darin investiert.
Wird innerhalb der vorher festgelegten Frist kein Unternehmen übernommen oder die Aktionäre können sich nicht einigen, so wird der SPAC wieder aufgelöst und die Anteilseigner erhalten die Einlage vom Treuhandkonto wieder erstattet.
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Für Unternehmen haben SPACs einige Vorteile. Vor allem ersparen sie sich den aufwändigen und vor allem teuren Weg an die Börse über einen IPO. Bei einem IPO, also einem klassischen Börsengang, muss das Unternehmen eine ganze Reihe von Unterlagen einreichen.
Zudem muss ein Unternehmen auch erstmal Investoren finden, die bereit sind, den Weg mitzugehen. Eine Firma, die einen Börsengang erwägt, muss dabei mit einer Vielzahl an Parteien verhandeln. Hinzukommt, dass der Ertrag beim Börsengang zwar in etwa kalkuliert werden kann, aber eben nicht definitiv feststeht.
Häufig kommt bei einem Aktien IPO das sogenannte Bookbuilding-Verfahren zum Einsatz, bei dem die neu emittierten Aktien in einer Preisspanne angeboten werden. Das alles ist anstrengend und zäh.
Beim Weg über einen SPAC entfallen diese großen Hürden. Denn der SPAC ist ja bereits über SPAC Aktien an der Börse notiert. Darüber hinaus muss das Unternehmen nicht mit einer Vielzahl an Investoren verhandeln, sondern nur mit einem, dem Management des SPACs. Zudem kann das Unternehmen exakt aushandeln, wie hoch die Einnahmen aus dem Verkauf an den SPAC sind. Das Kapital ist bereits vorhanden. Es ist absolut kalkulierbar.
- Schnelligkeit: der Börsengang über einen SPAC geht wesentlich schneller
- Preissicherheit: der Kaufpreis wird im Vorfeld ausgehandelt und steht fest
- Weniger Verhandlungspartner: das Unternehmen verhandelt lediglich mit dem Sponsors, also dem Management des SPACs
Es ist nicht überraschend, dass insbesondere während der Coronakrise die Nachfrage nach SPACs deutlich anstieg. Zwar muss eine Akquisitions-Firma (SPAC) auch zunächst den Weg über einen IPO gehen. Allerdings hat der SPAC ja kein operatives Geschäft. Daher müssen auch keine Bilanzen, Geschäftsberichte, Quartalsberichte usw. vorgelegt werden.
Die Anzahl an Börsengängen über einen SPAC übersteigt den mittels eines IPOs aktuell deutlich. Bildquelle: nasdaq.com
Die Prüfung und Zulassung an eine Börse ist dabei meist nach circa 8 Wochen abgeschlossen. Ein klassischer IPO dagegen kann bis zu 6 Monate dauern.
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Chancen
Auch für Anleger, gemeint sind Privatanleger, bieten sich einige Chancen, wenn sie SPAC Aktien kaufen. Sie können vor allem an interessanten Unternehmen beteiligt sein, bevor diese den Weg an die Börse gehen.
Bei einem IPO haben in der Regel Privatanleger keine Chance sich zu beteiligen. Bei einem IPO, wie zum Beispiel bei SUSE, sind große Investoren und Banken zunächst die Ansprechpartner. Diese, sofern es sich um ein erfolgreiches Geschäft handelt, können sich dabei zu einem günstigeren Preis einkaufen als nach dem Börsengang.
Privatanleger können sich erst dann beteiligen, wenn der Preis deutlich gestiegen ist. Natürlich muss das nicht so passieren, aber in vielen Fällen ist das die Realität.
Wenn Anleger dagegen SPAC Aktien kaufen, dann sind sie bereits investiert, bevor das Unternehmen übernommen wird. Allerdings beinhaltet das auch das größte Risiko, denn es steht ja noch gar nicht fest, welches Unternehmen das SPAC Management kaufen will.
Trifft das Management, der Sponsor, allerdings eine gute Entscheidung, so sind die Anleger bei einem lukrativen Start-up von Anfang an beteiligt. Hier bieten sich Chancen auf sehr lukrative Renditen.
Ein weiterer Aspekt ist der, dass Anleger auch eine gewisse Planungssicherheit haben. Denn wenn sich innerhalb der vereinbarten Frist, von beispielsweise zwei Jahren, kein Übernahmeobjekt findet, dann erhalten Anleger ihr Kapital zurückerstattet. Sobald ein Unternehmen übernommen wurde, besteht diese Möglichkeit natürlich nicht mehr.
- Renditen: Chance vor einem Börsengang bei einem wachstumsstarken Start-up beteiligt zu sein
- Rückgaberecht: findet sich innerhalb der vereinbarten Frist kein Übernahmeobjekt, erhalten Anleger ihre Einlage zurück
Hinweis: SPAC Aktien sind börsennotiert und können jederzeit ge- und verkauft werden. Solange sich kein Übernahmeobjekt gefunden hat, wird der Preis für eine SPAC Aktie um den Ausgabepreis herum schwanken. Das Verlustrisiko ist also eher begrenzt. Erst bei Bekanntwerden von konkreten Plänen werden SPAC Aktien volatiler.
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Das eigentliche Risiko beginnt erst, nachdem das SPAC Management eine Übernahme getätigt hat. Denn bis dahin wird das Kapital der Anleger ja auf einem Treuhandkonto verwaltet und liegt lediglich brach. Das ist auch der Grund, warum der Preis für SPAC Aktien vor einer Übernahme nur leicht um den Ausgabepreis herum schwanken.
Bei einem SPAC wissen Anleger im Vorfeld nicht, welches Unternehmen akquiriert wird. Daher eben auch die Bezeichnung “Blankoscheck”. Ob „Top oder Flop” steht und fällt ausschließlich mit dem Übernahmeobjekt. Wird es eine gelungene Akquisition, dann winken extrem hohe Renditen. Ist es dagegen ein Flop, dann schauen Anleger in die Röhre.
Sobald jedoch eine Übernahme getätigt und abgeschlossen wurde, haben Anleger nun Aktien des betreffenden Unternehmens im Depot. Sollte sich die Akquisition des Managements als Flop erweisen, so drohen Anlegern Verluste, bis hin zum Totalverlust.
Ein Negativ-Beispiel dafür ist der Modern Media Acquisition Group SPAC. Im Jahr 2019 übernahm dieser SPAC den griechischen Streamingdienst Akazoo. Vom neuen „Spotify der Schwellenländer” war hier die Rede. Angeblich hätte man bereits 5 Millionen Abonnenten. Letzten Endes stellte sich jedoch heraus, dass die Zahlen falsch waren. Die Anleger erlagen einem Betrug und verloren viel Geld.
Anleger brauchen daher viel Vertrauen in das Management des SPACs. Nun ist das Beispiel des Modern Media Acquisition Group sicher nicht die Regel. Aber es ist auch nicht unbedingt immer der Fall, dass Anleger hohe Renditen erzielen. Ein Risiko ist daher auch, dass die Rendite eher mäßig ausfällt.
- wenig Informationen: Anleger wissen im Vorfeld nicht, welches Unternehmen gekauft wird
- Verlustrisiko: die übernommene Firma entwickelt sich nicht wie erhofft
- zu hoher Preis: die Fusion ist viel zu teuer und damit wird das Kapital der
- Betrug: das Übernahmeobjekt warb mit falschen Zahlen
Wenn ein Unternehmen nicht den Weg über einen IPO geht, sondern über einen SPAC, dann muss dieses Unternehmen nicht die strengen Vorgaben einhalten. Es muss nicht bei einer Wertpapieraufsichtsbehörde vorsprechen und muss keine tief geprüften Zahlen vorlegen, sondern lediglich das Management des SPACs überzeugen.
Sollte das Motiv für einen Börsengang über einen SPAC nur das sein, dass eben Zeit und Geld gespart wird, so ist das absolut legitim. Es besteht aber eben auch das Risiko, dass das Unternehmen bewusst mit geschönten Zahlen arbeitet, um einen möglichst hohen Verkaufspreis auszuhandeln.
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SPAC Aktien sind an einer Börse gelistet. Daher benötigen Anleger ein Wertpapierdepot bei einem Broker, bei dem sie Aktien kaufen können. Die meisten SPAC Aktien gibt es dabei in den USA. Daher sollten Investoren darauf achten, dass sie auch einen Anbieter haben, bei dem sie preiswert US-Aktien kaufen können.
- SPAC Aktien können Anleger an der jeweiligen Börse kaufen
- die meisten SPAC Aktien werden in den USA gehandelt
- Investoren sollten darauf achten, dass sie preiswert an US-Börsen handeln können
Beispiele von SPACs
Im Folgenden nun noch einige mehr oder weniger bekannte Beispiele von SPACs.
Nikola Motors
Bildquelle: nikolamotor.com
Ein prominentes Beispiel ist das von Nikola Motors. Ähnlich wie der Elektrobauer Tesla, setzt Nikola auf Elektroautos. Allerdings bedient dieses Unternehmen die Sparte Elektro-Lkws. Auch hier erfolgte der Börsengang im Jahr 2020 über einen SPAC. Die Begeisterung der Anleger war groß. Der Aktienkurs der Nikola Aktie schoss daraufhin um das 9-fache.
Kurs der Nikola Aktie / Bildquelle: tradingview.com
Anleger, die zuvor im VectoIQ SPAC investiert waren – und rechtzeitig wieder ausstiegen – konnten ihr Kapital vervielfachen. Allerdings holte die Realität die Anleger schnell ein, bis sie merkten, dass das Vorhaben von Nikola doch sehr ambitioniert war. Der Kurs brach daraufhin ein.
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Bildquelle: draftkings.com
Der Sportwettenanbieter Draftkings ging den Weg an die Börse ebenfalls über einen SPAC, namentlich die Diamond Eagle Acquisition Corp. Im Gegensatz zu Nikola Motors entwickelt sich die Draftkings Aktie jedoch hervorragend.
Anleger, die die entsprechenden SPAC Aktien kauften, sitzen, sofern sie die Anteile noch im Depot haben, auf guten Gewinnen, wie aus dem folgenden Chart ersichtlich ist.
Draftkings Aktie / Bildquelle: tradingview.com
Fazit: SPAC Aktien vorwiegend als Spekulation geeignet
Die Beispiele machen deutlich, dass SPAC Aktien Spekulation sind. Anleger können damit hohe Renditen erzielen, insbesondere, weil sie ja vor dem eigentlichen Börsengang schon dabei sind.
Allerdings wissen Investoren im Vorfeld eben noch nicht, mit welchem Unternehmen der SPAC fusionieren wird. Und das ist der Knackpunkt. Alles steht und fällt mit dieser Entscheidung. Anleger müssen daher Vertrauen zum Management des SPACs haben. Bekannte und vertrauenswürdige Namen sind dabei sicher eine Hilfe.
Einen weiteren interessanten Ansatz beschreibt das Traderfox Aktien Magazin. Dort wird in einem Artikel davon gesprochen, SPACs als Stimmungsindikator zu nutzen. Je größer der Boom, desto größer die Risikofreude der Anleger, was wiederum auf eine Überhitzung hindeuten kann oder – je nach Betrachtungsweise – auf eine weitere Fortführung eines Bullenmarktes.
Bilderquelle:
- shutterstock.com
- tradingview.com
- draftkings.com
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