Der Momentum Indikator misst die Geschwindigkeit von Trendbewegungen. Das Momentum warnt vor Überhitzungen innerhalb eines Trends und kann durch Divergenzen frühzeitig vor einer Abschwächung des Marktes warnen. Konstruktion, Interpretation sowie Stärken und Schwächen des Momentums.
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Die Berechnung des Momentum Indikators ist ausgesprochen einfach:
Vom aktuellen Kurs wird der Kurs von vor n Perioden subtrahiert. Wird der Indikator für einen Tageschart auf Schlusskursbasis berechnet, ergibt sich für ein 10-Tage-Momentum die Berechnung als Close t – Close t-10.
Der Indikator oszilliert um eine Nulllinie herum: Ist der Kurs t > t-10, notiert der Indikator im positiven Bereich. In den Standardeinstellungen der meisten Chartprogramme wird ein 10-Tages-Momentum verwendet. Grundsätzlich ist aber jede Periodenlänge möglich.
Je kürzer das gewählte Zeitintervall, desto sensitiver ist der Indikator: Bei kurzen Beobachtungszeiträumen kommt es häufiger zu Kreuzungen der Nulllinie.
In der obigen Grafik ist ein DAX-Tageschart mit einem 10-Tage-Momentum zu sehen. Die grundlegenden Eigenschaften der Momentum-Linie sind sichtbar. Sehr wichtig für das Verständnis des Momentums ist die Unterscheidung zwischen Geschwindigkeit und Beschleunigung.
- Eine steigende Linie oberhalb der Nulllinie signalisieren eine Beschleunigung der Aufwärtsbewegung.
- Flacht sich das Momentum oberhalb der Nulllinie ab, ist die Beschleunigung der Bewegung zum Stehen gekommen – nicht aber die Bewegung an sich.
- Eine fallende Linie im positiven Bereich signalisiert eine nachlassende Dynamik der Aufwärtsbewegung, die sich aber (noch) weiter fortsetzt.
- Fällt die Linie in den negativen Bereich, liegt eine Korrektur oder ein kurzfristiger Abwärtstrend vor.
- Der Abwärtstrend gewinnt an Momentum, wenn die Linie im negativen Bereich weiter fällt.
Die Momentum-Linie läuft den Kursen sehr häufig voraus, was den Indikator grundlegend von trendfolgenden Konzepten wie z. B. gleitenden Durchschnitten unterscheidet. Diese Eigenschaft ist gleichwohl nicht mit einer „sicheren Prognose“ gleichzusetzen.
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Wie bei allen Oszillatoren spielt auch beim Momentum Indikator die Nulllinie eine wichtige Rolle bei der Interpretation. Das Durchkreuzen der Linie vom negativen in den positiven Bereich wird häufig als Kaufsignal interpretiert et vice versa.
Es ist allerdings davon abzuraten, Handelsentscheidungen allein aus dieser Überlegung heraus zu treffen. Stattdessen ist die Kombination von Kreuzungen der Nulllinie mit anderen Überlegungen zum Trend ratsam. So sollte das Überkreuzen der Nulllinie von unten nach oben nur in einem aufwärts gerichteten Markt erfolgen. Ansonsten werden zwangsläufig Positionen ausgerechnet gegen besonders starke Trends eröffnet.
Der Momentum Indikator wird durchaus antizyklisch eingesetzt – allerdings primär in trendlosen Phasen und Übergangsphasen, in denen sich ein neuer Trend ausbildet. In diesem Fall werden Extremwerte als Überkauft- bzw. Überverkauft-Signal interpretiert. Der Einsatz von Trendfiltern wie z. B. dem ADX bietet sich deshalb an.
Der Momentum Indikator ist nicht mit Extremwertbereichen ausgestattet. Diese werden zumeist individuell anhand von Erfahrungswerten im jeweiligen Markt festgelegt. Dazu kann z. B. eine Trendlinie in den Indikator eingezeichnet werden, wie in der obigen Abbildung zu sehen.
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Eine wesentliche Eigenschaft des Momentums betrifft die frühzeitige Signalisierung von Änderungen in der Trendstärke. In den seltensten Fällen enden etablierte Trends abrupt – stattdessen deutet sich ein Trendwechsel oder eine größere Korrekturphase fast immer durch eine abnehmende Dynamik an. Diese zeigt sich im Chart z. B. daran, dass der Markt ein vorangegangenes Hoch nicht mehr übertreffen kann oder nach einer Korrektur nur sehr langsam neue Hochs markiert.
Der Momentum Indikator visualisiert eine abnehmende Trendstärke durch Divergenzen zwischen Markt und Indikator. So kann der Markt ein neues Hoch erreichen, das durch das Momentum nicht bestätigt wird – das ist ein starkes Indiz für eine bevorstehende Trendwende. Häufig geht dieses neue Hoch dann mit einem rückläufigen Handelsvolumen einher.
Allein auf dieser Grundlage sollte allerdings keine Position gegen den (noch) vorherrschenden Markttrend eröffnet werden. Stattdessen bietet es sich an, durch das Momentum nicht bestätigte neue Hochs auf einer Watchlist zu vermerken und beim Hinzutreten weiterer Signale eine entsprechende Positionierung vorzunehmen. Denkbar sind z. B. abwärts gerichtete Kurslücken, ein sehr rasches Unterschreiten des letzten Tiefs usw.
Alternative Berechnungsmethoden und ROC
Der Momentum-Indikator basiert in seiner grundlegenden Variante auf einer sehr einfachen Berechnung, weil lediglich zwei Kurse durch Subtraktion miteinander verglichen werden. Ebenso möglich ist die Bildung eines Quotienten aus zwei Schlusskursen. Eine Glättung lässt sich durch die Bildung eines Quotienten aus zwei gleitenden Durchschnitten erreichen.
Ein mit dem Momentum-indikator eng verwandtes Werkzeug ist die Rate of Change (ROC). Für die Berechnung wird ein Quotient aus zwei Schlusskursen gebildet. Zusätzlich wird eine 100er-Linie als Mittellinie eingefügt.
Die Berechnungsformel des ROC für einen Zeitraum von zehn Tagen lautet:
ROC=100/(t/t-10)
Nicht immer verwenden Chartprogramme die in diesem Beitrag verwendeten Berechnungen. Abweichende Formeln ändern jedoch nichts an der Grundaussage der Indikatoren.
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Das Momentum bietet seinen Anwendern zwei wesentliche Stärken: Erstens reagiert es sehr schnell auf Veränderungen in der Trendstärke und zweitens liefert es Handelssignale oder Vorstufen davon, bevor der Markt einen grundlegenden Richtungswechsel vollzieht.
Die sehr einfache Berechnung ist praktisch, macht den Indikator aber auch anfällig für Ausreißer. In der Grundvariante des Indikators existiert zudem kein festgelegter bzw. empirisch belastbarer Extremwertbereich, was den Einsatz als Überkauftindikator erschwert.
Fazit
Der Momentum Indikator kann in einem sehr frühen Stadium vor einer Abschwächung des Markttrends warnen, indem neue Hochs im Markt nicht durch neue Hochs des Indikators bestätigt werden. Die Berechnung basiert auf einer sehr einfachen Formel und verzichtet auf festgelegte Extremwertzonen, die Nutzer für jeden Markt individuell festlegen müssen.
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