Die Aktie der Lufthansa notiert heute über 25 Prozent im Minus. Grund dafür ist die Lufthansa Kapitalerhöhung. Der Bezugsrechtshandel beginnt heute am 22. September und läuft bis Anfang Oktober.
Welche Auswirkungen hat das auf Aktionäre und sollten Anleger jetzt aufgrund der Lufthansa Kapitalerhöhung Aktien kaufen?
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Eckpunkte zur Lufthansa Kapitalerhöhung
- Höhe: 2,14 Milliarden Euro Kapitalerhöhung durch die Ausgabe neuer Aktien
- Datum: 22. September bis 05. Oktober statt
- Bezugsverhältnis: 1:1
- Bezugspreis: 3,58 Euro
- Verwendung: Mit dem Geld soll ein Teil der staatlichen Corona-Hilfen von damals insgesamt 9 Milliarden Euro zurückgezahlt werden.
- Der Rest des Geldes soll zur Stabilisierung der Eigenkapitalbasis sowie als Liquidität verwendet werden.
Das Bezugsrecht, welches der Aktionär erhält, besagt, dass er je Aktie eine neue Lufthansa Aktie zum Preis von 3,58 Euro kaufen kann. Das bedeutet auch, dass sich die Anzahl der Lufthansa Aktien verdoppelt.
Die Verbilligung der Lufthansa Aktien um knapp 30 Prozent ist dabei lediglich eine rechnerische Angelegenheit. Investierte Aktionäre müssen nicht befürchten, dass ihr Engagement nun 30 Prozent weniger wert ist. Denn im Gegenzug erhalten sie Bezugsrechte, die sie an der Börse verkaufen könnten.
Auf Derivate wie Knock-Out-Zertifikate oder Optionsscheine hat die Kapitalerhöhung ebenfalls keine Auswirkungen. Die Strike-Preise werden hier angepasst.
Was ist der Grund für die Lufthansa Kapitalerhöhung?
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Ein wichtiger Grund für die Kapitalerhöhung ist, dass die Lufthansa damit einen Teil der staatlichen Corona-Hilfen zurückzahlen will [offiziell: „Rückführung der Stabilisierungsmaßnahmen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds der Bundesrepublik Deutschland (WSF)“].
Das Geld aus dem staatlichen Rettungspaket hat es der Lufthansa ermöglicht, mehr als 100.000 Arbeitsplätze zu sichern. Allerdings bedeutete dies auch, dass der WSF mit knapp 20 Prozent Anteilseigner an der Lufthansa wurde.
Das Unternehmen ist bestrebt, die Mitsprache des Staates am Unternehmen so weit wie möglich zurückzudrängen. Sollte beispielsweise nach der Bundestagswahl eine Rot-Grüne oder eine Rot-Rot-Grüne Regierung gewählt werden, so ist absehbar, welche Art Einfluss diese Regierung auf das Unternehmen ausüben wird.
- Lufthansa will durch die Rückzahlung von Staatshilfen die Mitsprache des Staates reduzieren.
- Dazu soll zunächst eine Tranche in Höhe von 1,5 Milliarden Euro erfolgen und gegen Ende des Jahres eine weitere Tranche von 1 Milliarde Euro.
- Der WSF selbst könnte natürlich ebenfalls an der Kapitalerhöhung teilnehmen. In dem Fall kann er frühestens nach 6 Monaten die Aktien verkaufen.
Muss ich als Aktionär mein Bezugsrecht aus der Lufthansa Kapitalerhöhung geltend machen?
Nein, Anleger müssen das aus der Lufthansa Kapitalerhöhung resultierende Bezugsrecht nicht in Anspruch nehmen. Das heißt, sie müssen nicht neue Lufthansa Aktien kaufen.
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Wenn ein Aktionär von seinem Bezugsrecht nicht Gebrauch macht, verkauft die Depotbank dieses Wertpapier am Ende der Bezugsfrist zum aktuellen Kurs und schreibt dem Anleger das Geld gut.
Lufthansa Aktien werden vom 22. September bis 05. Oktober eB oder exB (ex Bezugsrecht) gehandelt.
Der Kurs des Lufthansa-Bezugsrechts schwankte in den ersten Stunden des Handels zwischen 2,35 Euro und 2,55 Euro.
Zu eToro eToro ist eine Multi-Asset-Investmentplattform. Der Wert Ihrer Anlagen kann sowohl steigen, als auch fallen. Ihr Kapital ist Risiken ausgesetzt.Bezugsrecht – kurze Erklärung
Bei einer Kapitalerhöhung nimmt das Unternehmen frisches Kapital über die Ausgabe neuer Aktien auf. Der prozentuale Anteil der Stimmrechte würde damit für engagierte Aktionäre zurückgehen, auch Verwässerung genannt.
Damit der Anteil erhalten bleiben kann, wird den Aktionären ein Bezugsrecht eingeräumt. Sie können vor allen anderen, zu den festgelegten Bedingungen, neue Aktien kaufen.
Dieses Bezugsrecht wird an der Börse zudem separat gehandelt. Nimmt ein Aktionär sein Bezugsrecht nicht in Anspruch, wird es automatisch von der Depotbank am Ende der Bezugsfrist zum Marktpreis verkauft.
Der Kursverlauf eines Bezugsrechts ist in der Regel prozentual sehr volatil, da er sich an der zugrunde liegenden Aktie orientiert. Steigt die Aktie beispielsweise um 20 Cent, steigt das Bezugsrecht auch in etwa um 20 Cent. Prozentual macht das dort jedoch wesentlich mehr aus.
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Bezugsrechte berechnen
Das Bezugsrecht wird dabei rechnerisch wie folgt bestimmt:
(Alter Aktienkurs vor dem Bezugsrechtshandel - Ausgabepreis neue Aktien) / (Bezugsverhältnis + 1)
Bei der Lufthansa Aktie sähe das wie folgt aus:
(8,37 - 3,58) / (1 + 1) = 2,40
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Die Lufthansa Aktie ist seit Jahren im Fallen begriffen. Ausgehend vom Hoch Anfang 2018 ist der Kurs um über 75 Prozent gefallen.
Schuld daran ist aber keinesfalls nur die Corona-Pandemie. Das Unternehmen kämpft seit Langem gegen fallende Margen, eine starke Konkurrenz und Gegenwind aus der Politik.
Nach der Lufthansa Kapitalerhöhung Aktien kaufen?
Anleger fragen sich, ob sie nun entweder während oder nach der Lufthansa Kapitalerhöhung Aktien kaufen sollten.
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Wer bereits investiert ist, hat ja dafür einen bestimmten Grund für sein Engagement. Dieser sollte sich ernsthaft überlegen, ob er das Bezugsrecht in Anspruch nimmt und neue Aktien kauft.
Das heißt aber nicht, dass wer einmal investiert ist, auch automatisch investiert bleiben sollte. Wenn sich aufgrund der Kapitalerhöhung die Situation grundlegend ändert oder auch die Prognosen, so sollten Aktionäre ihre bestehenden Positionen überdenken. Übrigens nimmt die TUI ebenfalls eine Kapitalerhöhung vor.
Anleger, die noch nicht in Lufthansa investiert sind, finden möglicherweise bessere Alternativen. Hier ein Blick auf den 20-Jahres Chart der Lufthansa Aktie:
20-Jahres Chart der Lufthansa Aktie; Quelle: DEGIRO
Unter dem Strich hat sich beim Aktienkurs nicht viel getan. Es zeigt sich dagegen ein vergleichsweise volatiler Kursverlauf.
Das impliziert wiederum, dass sich die Lufthansa Aktie eher für Trader oder kurzfristige Spekulanten eignet, als für langfristig orientierte Anleger.
Für den kurzfristigen Handel mit Lufthansa Aktien können Trader auch auf CFDs zurückgreifen. Der CFD Handel ist wesentlich einfacher, kostengünstiger und mit weniger Kapital verbunden, als der klassische Aktienhandel.
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Um eine kurze Prognose auf fundamentaler Ebene zu erstellen, werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Informationen.
Die Lufthansa selbst rechnet damit, dass sie in diesem Jahr 40 Prozent Auslastung gegenüber dem Vor-Corona-Niveau erreicht.
Wesentlich positiv zum Geschäftsergebnis haben die Langstreckenflüge zwischen Europa und den USA beigetragen. Hier ist die Konkurrenz deutlich geringer und die Margen wesentlich attraktiver.
Aufgrund er Corona-Pandemie war es Europäern bis vor ein paar Tagen jedoch nicht möglich, in die USA zu reisen. Dementsprechend gering waren auch die Anzahl der Lufthansa Flüge in die USA.
Nach rund 20 Monaten können nun wieder Europäer, die vollständig geimpft sind, problemlos in die USA einreisen.
Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzender der Lufthansa, äußerte sich dazu wie folgt:
“Die angekündigte Rücknahme von Reiserestriktionen in die USA stellt nicht nur für unsere Airlines einen großen Schritt aus der Krise dar […] Zusammen mit der beschlossenen Kapitalerhöhung zur vorzeitigen Rückzahlung der staatlichen Stabilisierung erfolgten innerhalb von 24 Stunden zwei wesentliche Weichenstellungen für den Weg aus der Krise und den nachhaltigen Erfolg der Lufthansa.”
In derselben Pressemitteilung erklärt die Lufthansa, dass die Buchungen für transatlantische Flüge wenige Stunden nach Bekanntgabe durch die US-Administration um über 40 Prozent stiegen.
Das bedeutet, dass das für die Lufthansa wichtige Flugangebot wieder ausgebaut werden kann. Ob das allerdings dazu führen wird, dass sich die Ertragslage auf lange Sicht deutlich bessert, darf bezweifelt werden.
Vor Corona konnte die Lufthansa diese Flüge schließlich auch bedienen und es führte nicht dazu, dass sich die Kranich-Airline zu einem Überflieger entwickelte.
Allerdings könnte ein Faktor der Airline zugutekommen. Aufgrund der Corona-Pandemie mussten einige Fluglinien ihr Geschäft einstellen. Das bedeutet, dass die Anzahl der Konkurrenten weniger wurde.
Wie genau die Situation hier aber aussieht, bleibt noch abzuwarten. Hinzukommen Unsicherheiten in Bezug auf die weitere politische Entwicklung in puncto Klimawandel.
- Im Zuge der Corona-Pandemie stieg der deutsche Staat über den WSF mit 20 Prozent als Aktionär bei der Lufthansa ein.
- Der WSF verkaufte bereits Aktienpakete, hat aber immer noch einen Anteil von rund 16 Prozent.
- Durch die Lufthansa Kapitalerhöhung in Höhe von 2,14 Milliarden Euro soll das noch offene Engagement des WSF (2,5 Milliarden Euro) zurückgezahlt werden.
- Die Ausgabe neuer Lufthansa Aktien erfolgt im Verhältnis 1:1, der Preis neuer Aktien liegt dabei bei 3,58 Euro.
- Aktionäre haben vom 22. September bis 05. Oktober Zeit, ihre Bezugsrechte geltend zu machen oder an der Börse zu verkaufen.
Bildquellen:
- Lufthansa Medialounge
- DEGIRO
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