Commerzbank Aktie: Bank von US-Bankenpleite betroffen?

Die Commerzbank Aktie ist seit Jahren an der Börse handelbar. Zuletzt stärkten stark Quartalszahlen auch die Aktie. Zudem scheinen der Konzernumbau sowie die Einsparungsstrategie Früchte zu tragen.

Das Unternehmen scheint auf einem guten Weg zu sein, zumindest einen großen Teil seiner mittelfristigen Ziele zu erreichen, auch wenn in einigen Bereichen die Kosten steigen. Damit sieht die Situation der Commerzbank womöglich wieder besser aus als noch vor einigen Jahren.

+++ Update 03/2023: Commerzbank von Bankenpleite in den USA betroffen?

Im Zuge der Schließung einiger US-Banken, wie Silvergate Capital, der Silicon Valley Bank (SVB) sowie der Signature Bank, gaben die Aktien europäischer Banken massiv nach.

Die Commerzbank Aktie brach um mehr als 20 Prozent ein. Ist die Gefahr für das Kreditinstitut wirklich so groß? Übertreiben Anleger womöglich und wird es einen starken Rebound geben? Oder steht das gesamte Finanzsystem kurz vor dem Kollaps?

Unserer Meinung nach handelt es sich um eine Übertreibung. Es ist zu viel Unsicherheit im Markt. Investoren gehen auf Nummer sicher und trennen sich lieber von den Anteilsscheinen.

Investoren haben Angst, dass die Pleite der oben genannten Banken, vorwiegend der Signature Bank sowie der Silicon Valley Bank, Auswirkungen auf andere Kreditinstitute hat – auch in Europa.

Nur mal angenommen, die Commerzbank hätte Anleihen der betreffenden Banken in ihrem Portfolio. Dann müsste sie dieses Geld abschreiben. Je nachdem, wie hoch der Anleihebestand wäre, wäre der Schaden enorm.

Die Commerzbank – oder auch andere Banken – müssen aber gar nicht direkt Anleihen der SVB im Portfolio haben. Wenn andere Investoren, die den Banken Geld geliehen haben, in Bedrängnis geraten und diese wiederum bei der Commerzbank verschuldet wären, würde eine Kettenreaktion entstehen.

Lieber Leser, Sie merken: „wenn, wäre, würde …“. Alles nur Spekulation im Moment. Aber genau das ist das, was Märkte nicht mögen: Unsicherheit. Und diese führt dazu, dass Aktien der Commerzbank und weiterer Geldhäuser derzeit massiv unter die Räder kommen.

Commerzbank Aktie: anderes Geschäftsmodell

Die Commerzbank hat ein anderes Geschäftsmodell als die SVB oder die Signature Bank.

Sie ist gar nicht bzw. nicht nennenswert im Krypto-Segment aktiv. Sie vergibt nicht in erster Linie Kredite an Start-ups und das Risikomanagement der Bank ist wesentlich ausgefeilter als das der SVB.

Neuausrichtung seit 2019

2019 übernahm Manfred Knof den Vorstandsvorsitz, nachdem es zuvor Meinungsverschiedenheiten über den weiteren Konzernumbau gab. Knof kündigte Anfang 2021 an, dass 10.000 Arbeitsplätze abgebaut werden und fast jede zweite Filiale schließen soll. Damit würden ein Drittel der Arbeitsplätze wegfallen und die Commerzbank setze sich zum Ziel, bis 2024 im Vergleich zu 2020 jedes Jahr 1,4 Milliarden Euro zu sparen.

Weiter gibt es in größeren Städten sogenannte Flagship-Filialen mit vollständigem Beratungsangebot. Auch in kleineren Städten gibt es Beratung und persönlichen Kontakt zwischen Kunden und Commerzbank-Mitarbeiter. Dazu kommen weiterhin Standorte in 50 weiteren Ländern. Die Commerzbank ist in allen wichtigen Industrienation sowie Schwellenländern tätig.

Die Commerzbank ist noch in der Neuausrichtung/ Bilderquelle: commerzbank.de

Nach Bilanzsumme war die Universalbank 2018 das viertgrößte Kreditinstitut in Deutschland. Der Bund ist über die Bundesrepublik Deutschland Finanzagentur GmbH mit 15 Prozent an der Commerzbank beteiligt und damit der größte Einzelaktionär.

Die Commerzbank betreut über acht Millionen Kunden. Dazu kommen weitere Kunden, die von Tochtergesellschaften betreut werden. Zu diesen Tochtergesellschaften gehört auch die polnische Mbank. Weiterhin ist die Commerzbank für etwa 30 Prozent der Außenhandelsfinanzierung Deutschlands zuständig. Die Commerzbank Aktie ist Teil der Banken im DAX.

Konzernumbau zeigt erste Wirkung

Nun läuft der Konzernumbau bereits seit einiger Zeit und zeigt erste Wirkung. Im zweiten Quartal 2022 erreichte die Commerzbank höhere Erträge und der Gewinn fiel überraschend hoch aus. Dies ließ die Commerzbank Aktie steigen. Die Einnahmen stiegen im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 um 30 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro. Der Nettogewinn betrug 470 Millionen Euro. Analysten gingen von 100 Millionen Euro weniger aus. Das Quartalsergebnis fiel so gut aus wie seit 2011 nicht mehr.

Durch die mit dem Abbau von Arbeitsplätzen und Schließungen von Filialen verbundenen Kosten musste die Commerzbank im Vergleichszeitraum 2021 einen Verlust von 527 Millionen Euro hinnehmen. Für das Gesamtjahr 2022 hofft der Vorstandsvorsitzender Manfred Knof nun auf einen Überschuss von über einer Milliarde Euro. 30 Prozent des Gewinns könnten dann als Commerzbank Aktie Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Dies wäre die erste Commerzbank Aktie Dividende seit 2018.

Der Commerzbank Aktienchart/ Bilderquelle: traderfox.de

Rücklagen für Kreditausfälle gebildet

Zudem ist die Commerzbank wieder besser in der Lage, sich auf schlechtere Zeiten vorzubereiten. So wurden zuletzt 106 Millionen Euro für mögliche Kreditausfälle zurückgelegt. Dies war ein Fünftel mehr als noch vor einem Jahr. Die Risikovorsorge für ausfallgefährdete Kredite könnte 2022 insgesamt bei 700 Millionen Euro liegen.

Die allgemeine Risikovorsorge lag im zweiten Quartal bei 564 Millionen Euro. Dabei kam es wohl zu einer kleinen Zahl an Kreditausfällen. Außerdem belastete der Krieg in der Ukraine die Commerzbank mit rund 228 Millionen Euro. Die Forderungen in Bezug auf Russland wurden bis Mitte Juli um 45 auf gut eine Milliarde Euro reduziert. Auch für die Kosten in Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine hat die Commerzbank Rücklagen gebildet.

Risiken durch neues Gesetz in Polen

Allerdings werden im dritten Quartal 2022 wohl wieder einige Belastung auf die Commerzbank zukommen. Hintergrund ist ein neues Gesetz in Polen. Private Kreditnehmer dürfen dort ihre monatlichen Raten für Hypothekenkredite bis Ende 2023 bis zu achtmal aussetzen. Laut der mBank könnten 60 bis 80 Prozent der Darlehenskunden diese Option nutzen. Dies könnte allein im dritten Quartal zu Einmalbelastung von 210 bis 290 Millionen Euro führen. Die Commerzbank prüft aufgrund des neuen Gesetzes in Polen rechtliche Schritte, auch gegenüber der EU-Kommission in Brüssel. Bei der Commerzbank bestehen wohl Zweifel, dass das neue Gesetz mit EU-Gesetzen vereinbar ist.

Darüber hinaus muss die polnische mBank Geld für umstrittene Kredite in Schweizer Franken aus den letzten Jahren zurücklegen. Das Gewinnziel könnte auch gefährdet sein, wenn die Kosten hierfür höher ausfallen als bisher erwartet. Um diese Kredite gibt es seit Jahren Streit und die Commerzbank rechnet hier bereits mit Belastungen von über 900 Millionen Euro.

Anders als in der Vergangenheit scheint ein Verkauf der mBank kein Thema zu sein. Dennoch werden bei der polnischen Tochtergesellschaft Verluste erwartet und die Bank wird 2022 wohl nur wenig zum Gesamtergebnis des Konzerns beitragen können. Generell zeigt sich die Commerzbank aber zufrieden mit der Entwicklung der mBank.

Die Commerzbank ist weiter Belastungen ausgesetzt/ Bilderquelle: commerzbank.de

Gute Entwicklung bei der Commerzbank Aktie

Die generell gute Entwicklung der Commerzbank und der Commerzbank Aktie veranlasst Analysten dazu, derzeit ein Commerzbank Aktie Kursziel von elf Euro auszugeben. Insbesondere die Prognose, dass 2022 unter dem Strich wieder ein Milliardengewinn stehen könnte, hebt auch die Commerzbank Aktie Prognose.

Steigende Zinsen und der eingeschlagene Sparkurs, der wohl erste Erfolge zeigt, stützen die Entwicklung der Bank. Manfred Knof verweist darauf, dass die Strategie 2024 wohl auch in einer Phase mit niedrigem Wirtschaftswachstum aufgeht. Allerdings sollte sich die Konjunktur nicht weiter deutlich verschlechtern. Insbesondere die Situation auf dem Energiemarkt ist auch für die Commerzbank Faktor, der mit großen Unsicherheiten verbunden ist.

Die Einnahmen stiegen zuletzt deutlich. Allein in Polen nahm die Bank 30 Prozent mehr ein. Insgesamt verdiente die Bank im ersten Halbjahr 2022 768 Millionen Euro. Dies sind bereits drei Viertel des erhofften Jahresgewinns. Derzeit gibt es damit einige gute Commerzbank Aktie News, die auch den Commerzbank Aktie Kurs stützen. Da aber auf der anderen Seite auch einige Unsicherheiten bestehen, ist die Commerzbank Aktie Prognose schwierig.

Stellenabbau bis Ende 2022

Bis Jahresende sollen 10.000 Vollzeitstellen abgebaut sein. Schon bis Ende Juni wurden 7.700 Stellen gestrichen und auch die Verkleinerung des Filialnetzes kommt gut voran. Ende Juni 2022 gab es nur noch 450 Commerzbank-Filialen in Deutschland. Im ersten Halbjahr 2022 wurden nochmals 100 Filialen geschlossen. Die Commerzbank möchte neue Beratungscenter aufbauen. Die ersten sollen schon im September 2022 ihre Arbeit aufnehmen.

Die Quartalszahlen fielen so gut aus wie lange nicht mehr. Trotz Kostensteigerungen könnten die nächsten Monate ebenfalls gut aussehen. Eigentlich hatte die Bank gehofft, ihre Kosten bis 2024 auf 5,4 Milliarden Euro zu senken. Dieses Ziel ist wohl nicht mehr erreichbar. Allerdings könnten sich höhere Zinserträge hier positiv auswirken. Beim Zinsüberschuss aus dem Einlagegeschäft erwartet die Bank für 2022 etwa 300 Millionen Euro mehr als 2021. In den kommenden beiden Jahre könnte der Zinsüberschuss sogar bei 650 bzw. 800 Millionen Euro liegen.

Ein Blick auf die Website der Commerzbank/ Bilderquelle: commerzbank.de

Renditeziel könnte angehoben werden

Denkbar ist, dass das Renditeziel angehoben wird und die Bank weiter von einem Verhältnis von Kosten zu Erträgen von 60 Prozent in den nächsten Jahren ausgeht. Bis 2024 soll die Rendite auf das materielle Eigenkapital eigentlich bei über sieben Prozent liegen. Analysten hofften zuletzt sogar auf fast acht Prozent. Die Deutsche Bank strebt bis 2025 sogar bereits eine Rendite von über zehn Prozent an.

Dennoch hat auch die Commerzbank weiter Bedenken, wie sich die Wirtschaft allgemein weiterentwickeln wird. Zu den Unsicherheitsfaktoren gehören weiter

Würde es zu einer ähnlichen Situation wie nach der Finanzkrise 2009 kommen, müsste die Commerzbank wohl 500 bis 600 Millionen Euro für ausfallgefährdete Kredite zurücklegen. Insbesondere die Situation bei Gas könnte mitentscheidend sein, ob es 2023 eine leichte oder eine schwere Rezession gibt.

Die Commerzbank setzt sich für Nachhaltigkeit ein/ Bilderquelle: commerzbank.de

Auch die weitere wirtschaftliche Situation könnte somit Auswirkungen auf die Commerzbank Aktie haben. Anleger sollten daher vor einem Kauf nicht nur die Aktie selbst prüfen, sondern auch das Marktumfeld im Blick behalten.

Fazit: Starke Quartalszahlen der Commerzbank

Die Commerzbank hat ihr bestes Quartalsergebnis seit über zehn Jahren vorgelegt und das gesamte erste Halbjahr verlief sehr gut. Die Commerzbank Aktie zeigt sich ebenfalls stabiler. Auch bei der Verkleinerung des Filialnetzes sowie weiteren Einsparungen kommt die Bank voran. Allerdings belasten derzeit auch die Commerzbank einige Faktoren wie die steigende Inflation. Daher werden wohl nicht alle ausgegebenen Ziele bis 2024 erreicht.

Bilderquelle:

• commerzbank.de
• traderfox.com

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